Klassische Naturheilverfahren

 

Krankheiten aus dem Innern des Körpers herauszuziehen und dergestalt aus- oder abzuleiten, war schon im Altertum bei vielen Völkern Brauch.

"Wo immer die Natur einen Schmerz erzeugt, dort häuft sie schädliche Stoffe an und versucht sie zu entleeren. Und wenn sie dies nicht selber fertig bringt, so muss der Arzt eine künstliche Öffnung schaffen, durch Schröpfen, Blutegel und  dergleichen."

So ein klassischer Lehrsatz der alten Heilkunde nach Paracelsus (1494-1541). Der Hintergrund war die Theorie der "Humoralpathologie", die eine fehlerhafte Zusammensetzung der „Körpersäfte“ (Blut-Galle-Schleim) für die Entstehung von Krankheiten verantwortlich machte.

Das Vorgehen bei der Anwendung der klassischen Naturheilverfahren zielte darauf ab, den Krankheitsstoff vom "edlen" auf das "unedle", vom schwachen auf das starke Organ abzuleiten, um ihn dort unwirksam zu machen (s. a. Matrix Regenerations-Therapie). Da die Haut im „höchsten Grade“ als stark und unedel erachtet wurde war es naheliegend, Sie als therapeutisches Ableitungsfeld zu benutzen.

Eine große Anzahl von Verfahren waren dazu im Gebrauch: von der einfachen Reibung und Heißwasserbehandlung über Schröpfkopf und Cantharidenblase bis zum Glüheisen.

Manche dieser Verfahren erfreuen sich seit einigen Jahren erneuter Wertschätzung, andere sind hinzugekommen (z. B. intrakutane Reiztherapie und Quaddelbehandlung).

Die Haut, das größte Bindegewebslager des Körpers, ist eines der Hauptorgane des Abwehrsystems. Ihre  Ausscheidungsleistung (früher Hautatmung) übertrifft mit mehreren Litern Schweiß sogar die Niere. Ihr reich entwickeltes Gefäßnetz ist ein wichtiger Blutspeicher und nimmt wesentlichen Anteil an einer geordneten Blutbewegung. Ihr Reichtum an vegetativen Nervenfasern mit ihrem Einfluss auf die vegetative Funktionsreglung der Organe (viscero-cutaner-Reflex) wird besonders von den Neuraltherapeuten berücksichtigt.

"Wir müssen unsere Haut nicht nur als einen gleichgültigen Mantel gegen Regen und Sonnenschein betrachten, sondern als eines der wichtigsten Organe unseres Körpers, ohne dessen unaufhörliche Tätigkeit und Gangbarkeit weder  Gesundheit noch langes Leben bestehen kann."

Hufeland (1862-1836)

 

In unserer Praxis kommen hauptsächlich folgende klassischen Naturheilverfahren zur Anwendung:

 

Baunscheidt–Behandlung

Diese Behandlungsform wurde von Karl Baunscheidt (1809-1873) entwickelt. Die zu behandelnde Körperregion wird zunächst mit einem speziellen Instrument vorsichtig "estichelt", ohne dass Blutungen entstehen. Die Durchführung löst leichte Missempfindungen aus, ist aber nicht schmerzhaft. Anschließen wird ein spezielles Öl aufgetragen, das eine kräftige Quaddelbildung (ähnlich einem Mückenstich oder den Kontakt mit einer Brennnessel) hervorruft.

Das weitere Vorgehen ist eine Modifikation der klassischen Baunscheidtbehandlung und im Bedarfsfall mit einer lokalen Massage kombinierbar.

Indikationen:

  • rheumatische Muskel- und Gelenkbeschwerden
  • Funktionsstörungen der inneren Organe
  • Kopfschmerz, Migräne
  • Akute Lumbo- Ischialgie
  • Bronchitiden und Asthma
  • Vegetative Störungen etc.

 

Schröpfkopfbehandlung

Mittels einer auf die Haut aufgesetzten Glas- oder Kunststoffglocke (Schröpfkopf) wird ein Unterdruck erzeugt und so die Haut in das Gefäß eingesogen. Der Effekt dieser Therapie besteht vor allem in einer kräftigen Aktivierung der Blut- oder Lymphzirkulation. Das unter der Hautoberfläche liegende Bindegewebe kann entlastet und "entschlackt" werden,
Bindegewebsverklebung werden gelöst und über den cuti-visceralen Reflexbogen können innere Organe therapeutisch erreicht werden.

Schröpfkopf- und Baunscheidtbehandlung können bei entsprechender Indikation auch kombiniert eingesetzt werden.

 

Cantharidenpflaster

Das Cantharidenpflaster gehört zu den "blasenziehenden" Ausleitungsverfahren und findet vor allem bei schmerzhaften Entzündungen insbesondere im Bereich der großen Gelenke Anwendung.

Ein mit Cantharidin beschichtetes Pflaster von maximal 6 x 6 cm Größe auf die Haut aufgebracht und für ca 12 – 18 Stunden dort belassen. Da Cantharidin, gewonnen aus der Spanischen Fliege (Lytta vesicatoria), eine stark hautreizende Substanz ist, kommt es in dieser Zeit zur Bildung einer kräftigen Blase unter dem Pflaster. Die Blase ist vor allem mit
belasteter Lymphe aus dem erkrankten Bereich gefüllt. Der Inhalt der Blase kann punktiert, reinjiziert oder auch als homöopatische Arznei wieder verabreicht werden.

 

Blutegelbehandlung

Der Blutegel, „Hirudo medicinalis“, ist ein ektoparasitärer, an Mensch und Tier saugender Ringelwurm. Verbreitet ist er in Europa, lebt im Süßwasser, zeitweise aber auch in feuchter Erde (Eiablage).

Für die Therapie werden speziell "medizinische2 Blutegel gezüchtet. Die Blutegel finden heute Anwendung im Rahmen der ausleitenden Therapie zu Behandlung von rheumatischen Erkrankung, von Thrombophlebitis und chronischen Entzündungen innerer Organsystemen durch Aufsetzten auf zugeordneten Hautareale.

Bei einer "Blutmahlzeit" werden ca. 10 ml Blut pro Tier aufgenommen. Die Wunde blutet durch das im Speichel der Tiere enthaltene Hirudin ca 2 – 20 Stunden nach, wobei weitere 40 ml Blut ausgeleitet werden können.

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